Sonntag, 19. Juli 2015

Inselrunde 2015 - #freesolo

Die zweite Inselrunde ist vollbracht.

Da es sich dieses Mal um eine "free solo" Umrundung gehandelt hat, gibt es auch nicht viele Bilder. Dafür habe ich meine Runde jedoch per GPS Uhr festgehalten.





10,9 km in 4:17:56 h.



Ich bin super glücklich, dass es ein zweites Mal mit der Inselrunde geklappt hat. Das bestätigt zum einen die Leistung vom Vorjahr, hat aber durch den "Free Solo" Ansatz noch einmal einen zusätzlichen Reiz bekommen.

Warum habe ich mich in diesem Jahr für eine "Free Solo" Variante entschieden?
Zunächst einmal muss man den "Free Solo" Begriff bei der Inselrunde ein wenig in Anführungszeichen setzen. Ich war zwar ohne Begleitboot unterwegs, gleichzeitig bewege ich mich ja durchgehend in Ufernähe.
Trotzdem ist es etwas Anderes, wenn man "allein" unterwegs ist. Mir ist das vor allen Dingen am Anfang aufgefallen. Nach ein, zwei Kilometern hat es hier und da in der rechten Schulter gezwickt und irgendwie habe ich da dann tatsächlich ans aufhören gedacht. Mit einem Begleitboot wäre mir das wahrscheinlich nicht passiert. Wenn andere Menschen einen Unterstützen, und dafür auch Opfer bringen, will man sie nicht enttäuschen. Da will man zumindest einen ernsthaften Versuch machen. Wenn man alleine ist - und auch niemand von dem Vorhaben weiß, wie bei mir - dann ist man allein mit seinen Gedankenspielchen und der Abbruch eines solche Vorhabens wirkt leichter.
Der große Unterschied war also wirklich der Kopf und das damit verbundene Kopfkino. Dass die Ernährung auf dieser Runde nicht so wichtig ist, war mir im Vergangenen Jahr klar geworden. Man hat wirklich genug Süßwasser. Um keinen Hunger zu bekommen, habe ich mir einen Riegel in die Badehose gesteckt. Das war insgesamt OK, denke ich. Vielleicht nehme ich das nächste Mal noch ein "Gel" extra mit für den letzten Kilometer.


Mehr braucht es für eine Inselrunde nicht.

Ich hatte am Vorabend schon einen (rückblickend halbherzigen) Versuch gestartet, diesen aber glücklicherweise an der Stedi abgebrochen. Wind kam auf. Dann Regen. Dann Hagel. Es hätte nicht geklappt.
Start der Inselrunde war also am Samstag, 18. Juli 2015 um 6:37 Uhr. Windstill, kaum eine Wolke am Himmel. Der Obersee hat angeblich aktuell 25 °C. Der Pegel wurde mit 392,5 cm in Konstanz angegeben. Durch den Wind und Regen vom Vortag war der See sauber. Perfekte Bedingungen.

Samstagmorgen auf der Insel - perfekte Bedingungen.

Etwas irritierend war, dass die "Starkwindwarnung" an der Stedi bereits bei meinem ersten Blick in den Rhein an war - also bereits vor sieben. Ich habe für mich entschieden, dass dies mit dem geplanten Gnadenseeschwimmen zu tun haben muss - als Absage wegen der insgesamt gewittrigen Wetterlage. Die Schweizer hatten keine Warnung an, wenn ich das richtig gesehen habe.
Die Rheinseite lief gut und ohne Zwischenfälle - mal abgesehen von den kurz aufflackernden Abbruch Gedanken. Das Wasser am Fährenhorn war wieder kalt - dafür aber sauberer als im letzen Jahr.
Am Bruckgraben war nur ein Stand Up Paddler unterwegs, der mich nicht weiter gestört hat. Auf die Erfahrung eines entgegenkommenden Motorbootes an dieser Stelle kann ich weiterhin gut verzichten. Ich denke, dass ich bestimmt 80 cm Wasser unter mir hatte. Somit schätze ich, dass eine Inselrunde bis zu einem Pegel von 3,50 Metern in Konstanz gut möglich sein sollte. Auch wenn es dann bestimmt nicht angenehmer wird.
Im "Kirchenloch" war Pause angesagt. Einen Riegel hatte ich mir ja in die Badehose gesteckt. Welcher Riegel sich für das Essen im Wasser eignet, muss ich das nächste Mal besser testen. Das gewählte Energiepaket hat sich eine eher glitschig-matschige Konsistenz angenommen, sobald es mit Wasser in Berührung kam. Schokoglasur könnte helfen - das muss aber noch getestet werden. Die Verpackung habe ich natürlich wieder eingesteckt. Auch das gehört meiner Meinung nach zum "free solo" Ansatz dazu.
Dass eine Inselrunde keine einfache Sache ist, wurde mir dann auf Höhe des Yachthafens bewusst. Gefühlt kam ich nicht mehr voran. An den Stegen kam ich nur im Schneckentempo vorbei. Die Arme wurden schwer - aber glücklicherweise war das schon zu weit, um abzubrechen.
Ab der Standbadbucht wurde es dann richtig unschön für mich. Zum Einen weil das Wasser dort wirklich alles Andere als lecker war, zum Anderen weil langsam Westwind aufkam. Richtig stark wurde der Wind zum Glück nicht, aber die Wellen haben die letzten anderthalb Kilometer noch einmal richtig anstrengend und zäh werden lassen. Zu dieser Zeit hatte ich auch immer wieder Ansätze von Krämpfen. Eben diese waren in diesem Jahr ein deutlich größeres Problem. Weshalb das so kam, kann ich mir noch nicht erklären.
Mit dem Wind kam auch Regen, aber das ist beim Schwimmen nur insofern ein Problem, als das man evtl. schlechter von Motorbooten gesehen wird.

Schlussendlich bin ich nach 4 Stunden, 17 Minuten und 56 Sekunden wieder an meinem Ausgangspunkt angekommen. Wirklich erschöpft, aber nicht kaputt - und natürlich sehr zufrieden. Dass es ein paar Minuten mehr als 2014 waren, stört mich nicht. Ich bin über die letzten 12 Monate sicherlich nicht fitter geworden. Dann die Essenspause und der Gegenwind am Ende. Ich denke, die Leistung ist ziemlich identisch zu bewerten.


Zurück - bei leichtem Wind und Regen.

Als richtig Gute Investition hat sich meine Schwimmbrille zu entpuppt. Ich liebe die Schwedenbrille für ihre Einfachheit. Nachdem mir diese Brille aber im vergangenen Jahr beschlug und mit den Stunden auch Kopfschmerzen bereitete, habe ich mich in diesem Jahr für eine richtige High Tech Schwimmbrille entschieden. Optisch durchaus fragwürdig, aber auf meiner Runde war es perfekt. Die Brille beschlug nicht, kaum Druck am Kopf - und sogar das mit den sich verdunkelnden Gläsern hat mir gefallen.

Also: "Nix Bosphorus", dafür "Inselrunde, die Zweite". Auch gut - wenn nicht sogar besser.